Kleine Lichtung mit Bächlein

Als Cyrus ihre Hand ergriff und diese magischen Worte sagte, die sich sicherlich jede Frau von ihrem Partner erträumte, wusste Sarina nicht, wie sie reagieren sollte.

Klar, einerseits freut sie sich, doch andererseits, wie schnell konnte man lieben? Was auch immer sie für Cyrus empfand, sie wollte noch lange nicht von der Liebe sprechen, auch wenn seine Nähe Schmetterlinge in ihr freisetzten. Sie entschloss sich, das ganze auf Fieberwahn zu schieben, der bei sich entzündenden Wunden ja nur allzu leicht entstand.

Sie machte sich daran, die von ihm gewünschten Mixturen zusammenzustellen und warf von Zeit zu Zeit einen Blick auf ihn, um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung war. Als sie damit fertig war, brachte sie beide Mittelchen zu ihm, half ihm sich aufzusetzen und flößte ihm die eine ein. Noch immer hatte sie kein Wort über seine Aussage verloren, sie konnte es einfach nicht. War es Angst? Angst vor der Zukunft? Oder wollte sie lieber nicht über ihre Gefühle für ihn allzu lange nachdenken? Sie wusste es nicht, entschieden verdrängte sie dieses Thema aus ihrem Kopf. Jetzt war es wichtiger zu sehen, dass es ihm besser ging.

Nachdem Cyrus die eine Mixtur zu sich genommen hatte, strich sie die andere über seine Verletzung. Dann setzte sie sich zu ihm und wartete, bis er einschlief.
Danach wollte sie sich an die Arbeit machen, ihre Beute weiter zerteilen und vorbereiten, vielleicht auch noch jagen gehen.

Ein unruhiger, dennoch erholsamer Schlaf überzog Cyrus nachdem er die Medizin zu sich genommen hatte. Es blieb ihm nicht mehr die Zeit zu bemerken, dass Sarina sein Bekenntnis nicht erwidert hat.

Mehrere Tage vergingen im Schlaf, nur unterbrochen durch kurze Wachzeiten um etwas Nahrung und Trinken aufzunehmen.. Es plagten ihn Erinnerungen und es war ihm, als hätte er Visionen von Möglichkeiten der gemeinsamen Zukunft mit Sarina. Er bekam nichts von seiner Umgebung mit, doch meinte er zu spüren, wie Sarina die meiste Zeit zumindest in seiner Nähe war.

Das Schicksal hat viele verworrene Wege. Man findet etwas, wonach man nicht sucht. Oder man findet nicht das, was man sucht. Ob ihr bewusst ist, dass durch sie meine Seele anfängt zu heilen?

In seinen fiebrigen Träumen erlebte er das Glück, zusammen mit Sarina Kinder groß zu ziehen. Zusammen mit ihr Alt zu werden. Zu erleben, wie die eigenen Kinder Familien gründeten.

Ob es vielleicht schon passiert ist? Ob diese Zukunft vielleicht schon näher und, vor allem, wahrscheinlicher ist, als ich hoffe? Als ich ahne?

Das Fieber schwand, ebenso der Schmerz. Cyrus spürte, wie seine Wunde heilte. Sie würde einer verschorften Narbe geworden sein. Er würde sie noch nicht belasten können, doch spürte er, dass es an der Zeit war, aus dieser Art Heiltrance zurückzukehren.

Damit ich für Sarina wieder da sein kann.

Langsam kam Cyrus zu sich. Er spürte Wärme, er spürte Nähe. Er wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war oder wie spät es war. Als er die Augen öffnete, sah er Tageslicht. Sarina hatte sich an ihn geschmiegt. Ihr Kopf und eine Hand lag auf seiner Brust, ein Bein hatte sich in sein Bein gehakt. Ein Lächeln erblühte auf seinen Lippen, sachte strich mit einer Hand durchs Haar. Den Moment genießend.

Sarina hatte die letzen Tage vollständig damit verbracht, Cyrus die Medizin regelmäßig einzuflößen, seine Wunde weiterhin zu versorgen, zu jagen und alles für die Abreise vorzubereiten. Sie hoffte, dass es Cyrus bald besser ging, je länger sie hier blieb, desto mehr fühlte sie sich wie ein Tiger im Käfig. Sie hielt sich ständig beschäftigt, und selbst wenn sie nichts zu tun hatte, so fand sie etwas neues zu tun. Jetzt war der vierte Tag rum, und sie hatten genügend Proviant, um zu zweit zwei bis drei Wochen auszukommen, ihre Waffen waren auf Vordermann gebracht, ihr Köcher voller Pfeile, und ihre Sachen zusammengepackt. Sogar die Fallen hatte sie schon abgebaut und für eine Abreise zusammengepackt. Nur bei Cyrus' Sachen hatte sie sich nicht rangewagt. Das würde warten müssen, bis es ihm besser ging.

Seine Verletzung hatte gute Fortschritte gemacht, als sie sie das letzte Mal untersucht hatte, konnte sie nur noch schorf entdecken, die Wunde würde jetzt ohne weitere Probleme verheilen. Gott sei Dank.. Sein Fieber war auch schon weg. Die junge Frau begann sich zu entspannen, jetzt würde es nicht mehr lange dauern, bis er aufwachte, hoffte sie. Regelmäßig hatte sie ihm irgendwelche Brühen eingeflößt, dass sein Körper genügend Flüßigkeit und Nahrungsmittel erhielt.

Spät am Abend des vierten Tages hatte sie sich dann zu ihm gelegt, und war in seiner Nähe eingeschlafen, sie war noch immer nicht wach, als Cyrus aus seinem Dämmerzustand wieder erwachte und ihr durchs Haar fuhr. Zu wenig Schlaf hatte sie sich in den letzten Tagen gegönnt, erst als sie sicher war, dass Cyrus weit über dem Berg war, hatte sie sich selbst hingelegt und zum ersten Mal richtigen Schlaf gegönnt.

Sarina schien auf seine Berührung hin nicht zu reagieren. Zuerst war Cyrus beunruhigt. Doch ihr Atem ging ruhig. Sie schien sehr erschöpft zu schlafen. Unsicher, ob er sie wecken sollte oder nicht, blieb er vorerst liegen. Er schaute sich um, versuchte Rückschlüsse zu ziehen, wie viel Zeit vergangen und wie spät es war.

Er bemerkte, wie in einer Ecke seine Fallen gestapelt waren. Auch ihre persönlichen Gegenstände lagen fein säuberlich dort, der Köcher voller neuer Pfeile.

Meine Löwin muss fleißig gewesen sein.

In einer anderen Ecke lagen noch seine eigenen Sachen, doch schien sie sich nicht getraut zu haben, an diese heran zu gehen

Als hätte ich da irgendetwas zu verbergen.

Dennoch war er für ihre Vorsicht und Diskretion dankbar. Seine Liebste schlief immer noch in seinen Armen. Daher entschloss sich Cyrus, vorsichtig aufzustehen, bemüht sie nicht zu wecken. Als er vor ihrer Behausung stand, wusste er, dass es noch Vormittags war. Er betrachtete seine neueste Narbe und befand, dass er es riskieren konnte, zumindest einige seiner Übungen zu machen.

Immerhin muss ich lange genug nur gelegen haben. Es ist Zeit, wieder was für meine Fitness zu tun.

Sarina träumte schlecht, die Vergangenheit war ihr wieder hochgekommen. Die Erinnerungen an ihre Techno-Gefangenschaft quälten sie. Sie sah wieder, wie sie zu ihr kamen, grauenvolle Versuche mit ihr durchführen wollten. Wie sie sich wehrte und daraufhin brutal zusammengeschlagen worden war. Erinnerte sich an das Zimmer, in das sie gesperrt gewesen war. Und hörte, was diese Schweine einer anderen Frau angetan hatten, nahm sie aufs neue in den Arm, tröstete sie. Stellte sich vor, was sie hatte durchmachen müssen. Diese Erinnerungsfetzen vermischten sich zu einem schmerzhaften Etwas, rissen sie in einen dunklen Schlund. Sie fuhr mit einem Ruck auf, sie wusste nicht ob sie geschrien hatte, sie hoffte mal nicht. Langsam wurde ihr wieder bewusst, wo sie sich befand. Ihre Erinnerung kehrte wieder. All dies lag hinter ihr. Es war vorbei. Sie hatte Cyrus getroffen, hatte eine schöne Zeit mit ihm verbracht und hatte sich dann um seine Verletzung gekümmert. Langsam griff sie sich an ihren Kopf, strich sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Streifte den Albtraum ab.
So erholsam diese letzten Tage auch für sie gewesen waren, ihr Bedürfnis zu wissen, dass es ebenjener Frau gut ging, dass sie sich erholte, war größer denn je...

Er hatte sich gerade entschlossen, noch ein kleine Runde um das Camp zu laufen, als nach nur wenigen Metern kurz ein weiblicher Schrei zu hören war.

Sarina!

Mit Herzrasen rannte Cyrus zurück zum Lager, das Schlimmste erwartend.

Bitte...bitte....lass ihr nichts zugestoßen sein!

Leicht verschwitzt betrat er das Zelt, sah, dass es Sarina gut ging, dass sie gerade aufgewacht sein musste. Er beobachtete, wie sie sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht streifte.

Ich frag mich, was sie geträumt hat. Es muss schlimm gewesen sein, nur glaub ich nicht, dass sie es mir erzählen wird, wenn ich danach frage...

Noch etwas außer Atem entschloss sich Cyrus sie indirekt zu Fragen.

"Guten Morgen, meine Löwin. Du hast mir eben einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Hast du schlecht geschlafen?"

Sarina registrierte, dass Cyrus sie angesprochen hatte. Noch völlig durch den Wind antwortete sie stockend.

"Ich... Die Frau... Ich muss die Frau finden.. Wissen, dass es ihr gut geht.. Jetzt.. Sofort.."

Sie blickte ihn an, irgendwie aber auch durch ihn hindurch. Fahrig stand sie auf. Ihre Hände zitterten. Sie stand noch etwas unter den Folgen ihres Albtraums. Dann nahm sie ihre Sachen in die Hand - wie wenn sie jetzt gleich aufbrechen wollte. Dann stellte sie es ganz durcheinander wieder ab.

"Cyrus, wir müssen los, ich muss wissen, dass es ihr gut geht. Gleich, so schnell wie möglich, am Besten gestern."

Sie kam gar nicht auf die Idee, dass er vielleicht gar nicht wusste, was oder wen sie meinte. Sie ging so sehr davon aus, dass auch er wusste, was sie wusste, ihren Traum miterlebt hatte, ihre Vergangenheit wieder durchlebt hatte.

Leicht geschockt beobachtete er ihre Reaktion.

Was hast du mir verschwiegen? Was wühlt dich so sehr auf?

Ihr flehen ignorieren ging Cyrus auf seine Löwin zu, nahm sie in seine Arme und streichelt ihr den Kopf. Beruhigend sprach er auf sie ein.

"Hey.....ssshh.....ich bin ja da. Du bist nicht allein und ich werde auch mitkommen....doch vielleicht ist es ganz gut....wenn du mir von deinem Traum erzählst."

Cyrus war zu ihr hergekommen, hatte sie in den Arm genommen, wollte sie trösten, für sie da sein. Sarina verstand, dass er für sie da sein wollte, doch sie wollte nur noch zu der Frau, sie finden und hören, dass es ihr gut ging. Dass auch sie jetzt ein besseres Leben vor sich hatte. Dass sie Menschen gefunden hatte, die ihr Vertrauen wert waren. Viel zu lange schon hatte sie dies vor sich hergeschoben, hatte sich gesagt, dass schon alles gut gehen würde. Sie suchte Cyrus Blick.

"Cyrus, ich will über die Zeit nicht reden. Ich habe von meiner Gefangenschaft bei den Technos geträumt. Und in dieser Zeit habe ich eine Frau getroffen, sie hat noch viel schlimmeres erlebt als ich. Jetzt will ich einfach wissen, dass sie wieder okay ist, dass auch sie sich wieder ein anderes Leben aufbaut, mit Menschen, denen sie vertrauen kann. Bitte, lass uns einfach unsere Sachen packen und sie suchen, ja? Das würde mir sehr helfen.."

Er erwiderte ihren Blick und hörte ihr zu. Am Liebsten hätte er sein Kopf geschüttelt, ihr widersprochen.

Ich will wissen, was dir widerfahren ist. Ich will deinen Schmerz lindern können. Doch du musst mir erzählen, was dich bewegt...

Cyrus seufzte.

"Ich verstehe dich, ich werde dich auch wie versprochen begleiten."

Er schaute sich um.

"Wie ich sehe, ist alles mehr oder weniger reisefertig. Wir müssen nur noch meine Sachen sowie das Zelt zusammenpacken. Dann können wir los. Und..."

Er schaute ihr wieder in die Augen.

"Vielleicht kannst du mir unterwegs mehr erzählen. Ich will für dich da sein...ich..."

Cyrus biss sich auf die Unterlippe. Beinahe hätte ich einen Wunsch geäußert, den sie wahrscheinlich noch nicht versteht. Oder wo sie noch nicht sicher ist, dass wir an dem Punkt sind...

"Ich will dein Leid teilen können. Das geht leider nur, wenn ich verstehen kann, was du erlebt hast."

Sarina war froh, dass er sie begleiten wollte, und jetzt auch damit einverstanden war, so schnell wie möglich aufzubrechen. Übermütig schoss sie los: "Okay, dann lass uns den Rest zusammenpacken, das dauert ja sicher nicht mehr lang.."

Sofort stand sie auf, schüttelte mühsam den Albtraum ab, oder versuchte es zumindest. Immerhin schaffte sie es, dessen Inhalte vorerst zu verdrängen, auch wenn ihr der Schock noch immer in den Gliedern saß. Dann legte sie den Kopf schräg.

"Und dir geht es wieder besser? Ich meine, deiner Hand? Du hast im Schlaf manchmal Dinge vor dich hingemurmelt.."

Sie wandte den Kof ab, leichte Röte färbte ihre Wangen. Sie erinnerte sich gut daran, dass er plötzlich ihren Namen genannt hatte, sie, die dachte, er wäre wach, war natürlich sofort zu ihm hin. Dann hatte sie bemerkt, dass er im Schlaf wohl redete, und hatte wieder mit ihrer Arbeit fortgefahren. Doch natürlich war ihr Name nicht das einzige, das er genannt hatte. Deswegen war ihr noch immer leicht unbehaglich, doch das hatte sie erfolgreich beseite geschoben. Verlegen suchte sie sich auch jetzt irgendetwas, das sie auch von diesen Erinnerungen wieder wegbrachte. Schnell stand sie auf und ging auf seine Sachen zu, zeigte mit den Finger auf sie.

"Wie wärs, meine Sachen sind ja schoon abmarschbereit, ich helf dir einfach bei deinen?"

Cyrus konnte nicht vermeiden, dass er eine Augenbrau hob als Sarina auf seine Bitte nicht einging. Doch bevor er etwas in der Richtung sagen konnte, stand sie auf und erkundigte sich nach seinem Befinden. Völlig verdutzt wusste er nicht, was er sagen sollte, als sie ihm erklärte, dass er im Schlaf erzählt hat.

So rot wie sie wird...was ich wohl erzählt habe?

Er verfolgte, wie sie auf seine Sachen zu ging, mit der Absicht, ihm beim packen zu helfen.

"ähm..."

Er ging zu ihr.

"ja...lass uns packen....doch...nebenbei....was hab ich alles erzählt? Ich kann mich nicht mehr an alle Träume erinnern, wobei viele nicht angenehm waren..."

Gemeinsam packten die beiden nun auch seine Sachen zusammen. Sarina war froh, ihn von seiner vorherigen Frage oder besser Bitte abgelenkt zu haben. Auch wenn sie ahnte, dass ihr diese Schonzeit nicht lange erhalten bleiben würde.. Und abgesehen davon war sie nun in der nächsten Klemme. Cyrus wollte verständlicherweise wissen, was er im Halbschlaf vor sich hingebrabelt hatte. Aber das war ein Thema, das die junge Frau auch jetzt noch peinlich berührte. Sie sprach ungern darüber, doch irgendwie hatte sie das Gefühl, das Cyrus sie damit nicht auch noch davon kommen lassen würde.
Sie konzentrierte sich auf das Zusammenpacken und half ihm dabei, auch noch den letzten Rest reisefertig zu bekommen, suchte dabei fast schon panisch nach irgendwelchen zusammenhängenden Worten, die das ganze harmlos darstellten. Dann, als sie nichts mehr zu tun hatte, alles schon fertig war, schielte sie zu Cyrus. Er schien auf der einen Seite belustigt, auf der andren Seite aber wie auf glühenden Kohlen auf ihre Antwort zu warten.
Also atmete sie noch einmal tief durch, setzte sich auf den Boden und starrte angestrengt die Grashalme vor sich an.

"Nunja, du hast irgendetwas von .. deinem Stern .. deiner Rettung .. und sowas gemurmelt.."

Sie stockte. Einer der Grashalme schien auf einmal ein Eigenleben zu entwickeln, dass Sarina völlig aus der Bahn warf. Sie musste ihn einfach anstarren.

".. und .. naja .. es stimmt .. nicht alles war positiv .. du hast auch etwas von .. Familie und ... von Heiraten erwähnt .. ich schätze du hast da .. nunja .. von deiner Vergangenheit geredet .. aber mittendrin .. kam dann wieder mein Name .. das war.."

Ihre Wangen fühlten sich mittlerweile ebenfalls an als hätten sie ein Eigenleben entwickelt, nur eher das eines Hummers, der gerade gekocht wurde. Vermutlich kann ich Spiegeleier auf meinen Wangen braten.. Ich muss ja ein tolles Bild abgeben.. Sei hatte noch immer den Grashalm im Blickfeld, er schien fast etwas beruhigend auf sie zu wirken. Zumindest wollte sie gerade nirgendwo sonst hinblicken..

Während sie packten, beobachtete er Sarina und wartete darauf, dass sie erzählte. Als sie sich hinsetzte, setzte er sich zu ihr.

Er hörte ihr zu als sie zu erzählen begann. Im gleichen Maße wie sie rot wurde, spürte auch er sein Gesicht warm werden.

Ach herje....zumindest waren es größtenteils die angenehmen Träume...doch....oh man...

Als Sarina aufhörte zu erzähl, entfuhr Cyrus ein leichtes Seufzen der Erleichterung. Knallrot und verlegen überlegte er, was er sagen, wie er handeln sollte. Er sah, wie sie ihren Blick auf einem Punkt vor sich fixierte. Offensichtlich war es ihr mehr als peinlich. Bevor er sich zu einer Reaktion entscheiden konnte, übernahmen seine Gefühle die Kontrolle.

Er beugte sich zu Sarina vor, griff vorsichtig ihr Kinn und drehte ihr Gesicht so, dass sie ihm in die Augen sehen konnte. Dass sie sehen konnte, dass nicht nur sie Verlegen ist.

"Ja...ich habe von Familie und Heiraten geträumt. Und ich bin auch zu dem Schluss gekommen, dass du mein Stern, meine Rettung bist. Ich..."

Verlegen kratzte er sich mit seiner freien Hand am Hinterkopf.

"Ich...ich kann mir vorstellen....äh....ja....du....ich...ähm..."

Cyrus hatte nicht geglaubt, dass er noch röter werden könnte. Sein Gesicht fühlt sich an, als wäre es rot wie eine Tomate geworden.

Als Cyrus ihren Kopf zu ihm drehte, erschrak sie zunächst. Doch dann sah sie, dass es ihm wohl genauso peinlich war wie ihr. Sie spürte ihre Erleichterung, fast schüchtern lächelte sie. Und das, obwohl Sarina wirklich keine schüchterne Person war.

Cyrus schien in der Tat zu meinen, was er im Halbschlaf oder Fieberwahn gesagt hatte. Sie konnte es nicht glauben. Nur sprach er nicht weiter. Über den Punkt Heiraten und so.. Wieder wusste sie nicht, was sie von der Sache halten sollte. Sie war unsicher, sie, die Kämpferin.

Sie versuchte seinen Blickkontakt zu halten, obwohl es ihr schwer viel, ihre Wangen brannten noch immer. Ihr Herz schien zu rasen, ihr Körper fühlte sich an, wie wenn sie mit einem Bären rang. Doch sie tröstete sich damit, dass es nicht nur ihr so ging. Wenn sie Cyrus so betrachtete, musste sie fast ob der seltsamen Situation lachen. Noch vor einer Woche war sie heilfroh gewesen, allein irgendwo herumzustreifen, und jetzt wollte sie diesen Mann keinen Tag mehr missen. Doch soweit, dass sie an Familie dachte, war sie dennoch nicht. So etwas hatte nicht nur noch Zeit, sondern brauchte auch Zeit.

"Hm.. Äh.. Okay.."
Sie schmunzelte ihn an. Langsam gewann sie ihre Fassung wieder.
"Ich glaub wir sollten das Thema vorerst lassen.."
Ihr Kreislauf beruhigte sich, langsam wurde das Brennen angenehmer, auch wenn ihre Wangen immer noch etwas glühten. Zwinkernd fuhr sie fort:
"Vorerst reicht es ja, wenn wir wissen, dass wir uns beide sehr gern haben.
Sarina blickte ihn ernts an.
"Und das habe ich, Cyrus, ich habe dich sehr gern, ich will nicht einen weiteren Tag ohne dich sein."
Dann lachte sie leise auf, froh, durch einen wundersamen Zufall auf ihn gestoßen zu sein.
"Aber für den Moment, lass uns erst einmal zu meiner Retterin aufbrechen, ja?"

Cyrus nickte.

"Ja, vielleicht hast du Recht. Über das Thema können wir jederzeit später reden, wobei..."

Er konnte sich gerade so verkneifen, einen Verdacht, eine Hoffnung auszusprechen. Ohne dass er sich dessen bewusst war, ließ er dennoch kurz sein Blick auf Sarina's Bauch schweifen.

"Egal, wir haben alles beisammen. Also auf in die große Stadt. Wo geht's lang?"

Cyrus griff sich seine Sachen sie wie das zusammengeschnürte Zelt. Bereit, in jede Richtung zu gehen, die ihm Sarina vorgab.

Cyrus war einverstanden, das Thema auf später zu verschieben. Erleichtert, stand sie auf, wollte sich gerade ihren Rucksack auf den Rücken schnallen und die Waffen verstauen. Doch dann bemerkte sie Cyrus schweifenden Blick. Sie folgte ihm, er schien ihren Bauch zu betrachten. Was ...? Erschrocken betrachtete sie ihn ebenfalls. Er wird doch nicht... Nein, sie stellte zu ihrer großen Beruhigung fest, dass sich nichts an ihr verändert hatte. Dennoch rechnete sie nach.. 7 Tage.. Wann hatt ich das letzte Mal...? Hm.. Nein, alles in Ordnung, zumindest bisher.. Sie schüttelte den Gedanken ab. Und bekam eben noch so mit, wie Cyrus fragte, wo es langging.

"Hm, erstmal in die Richtung.", sagte sie, und deutete querfeldein in Richtung Stadt. Dann hielt sie ihm die Hand hin und half ihm auf. Sie zog ihn an sich heran und gab ihm einen sanften Kuss. Als sich ihre Lippen wieder trennten, öffnete sie ihre Augen und blickte ihn sanft an. In ihrem Bauch flogen Schmetterlinge, ein solches Gefühl kannte sie nicht, so flattrig, so wie sich das Wolke-7 Gefühl vorstellte, doch sie begann eindeutig, die Momente, in denen sie dies fühlte, zu genießen. "Lass uns gehen."

Nun nahmen beide ihre Sachen auf und Sarina ging voran. Sie versicherte sich während ihres Marschs regelmäßig, dass bei Cyrus alles in Ordnung war und ihm seine Verletzung nicht zu schwer zu schaffen machte. Es drängte sie danach, in die Stadt zu kommen. Flott gab sie das Tempo vor.

tbc - Stadt / Hauptstraße in der Stadt (nähe des Waldes)

Er erwiderte den Kuss und wünschte sich wieder einmal, dass die Zeit am Besten stehen bliebe. Doch sein Wunsch erfüllte sich nicht. Ihre Lippen trennten sich und sie begannen ihren Marsch Richtung Stadt.

Sarina gab ein gutes Tempo vor, doch bereitete es Cyrus keine Mühe, Schritt zu halten.

tbc - Stadt / Hauptstraße in der Stadt (Nähe des Waldes)

FIRST POST

Romina schlug die Augen auf und sah sich in der unbekannten Umgebung um. Ihr Kopf schmerzte und ihr Blick war noch sehr verschwommen. Wo bin ich? Und was ist überhaupt passiert? dachte sie und langsam wurde ihr Blick klarer. Einige Minuten blieb sie noch auf dem Boden liegen und rappelte sich dann langsam auf. Auf noch wackligen Beinen irrte sie ziellos durch den dichten Wald. In den Bäumen sangen ein paar Vögel über ihr. Das Mädchen setzte ihren Weg fort und bemerkte zu spät eine Baumwurzel, stolperte über diese und landete auf dem weichen Waldboden. Sie bemerkte zunächst das Foto nicht, dass ihr aus der Jackentasche gefallen war und neben ihr lag. Erst als sie wieder aufstehen wollte fiel ihr Blick auf das Bild. Romy hob es auf und betrachtete das Foto worauf zwei junge Mädchen zu sehen waren. Das eine schien etwas älter zu sein als das andere und im Hintergrund war ein großes Haus zu sehen. War sie das auf dem Foto? Aber wer war dieses andere Mädchen? dachte sie und drehte das Foto um. "Trudy und R... " stand auf der Rückseite,denn den Rest des Namens konnte man nicht mehr lesen, da er verwischt war.Wer war Trudy? Nachdenklich stand sie auf und lief dann auf eine kleine Lichtung zu.

Schon von weitem hörte sie ein Bächlein rauschen und ging langsam darauf zu. Das Mädchen sah sich nach allen Seiten um und lief dann zum Wasser um etwas zu trinken. Weit und breit war niemand zu sehen, nur das Zwitschern der Vögel war in den Bäumen zu hören. Romina formte ihre beiden Hände zu einer Schale und trank gierig das kalte erfrischende Wasser. Nachdem sie ihren Durst gestillt hatte setzte sie sich ans Ufer und dachte nach wohin sie jetzt gehen sollte. Ich muss irgendwie aus diesem Wald herausfinden. Aber wo soll ich dann hingehen? dachte sie verzweifelt. Schließlich stand sie auf und ging einfach geradeaus in Richtung Waldweg, der nach Wellington führte. Doch dass wusste Trudys Cousine zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

tbc: Waldweg Richtung Wellington

First Post

Liam war schon ewig lange unterwegs. Ihm brannten die Füße und er wusste nicht wie weit es noch war. In diesem Teil vom Wald war er zuvor noch nicht gewesen und bisher hätte ihn sicher auch nichts hier hin verschlagen, wenn da nicht dieser unendliche Durst gewesen wäre und die langsam ausgehende Wasserration. Er seufzte und bückte sich um seinen Wasserbehälter zu füllen. Er war wieder mal auf der Suche nach seinem Bruder, den er sonst nie aus den Augen gelassen hatte. Eines Tages aber war Wes einfach davon gelaufen, hatte ihm nicht einmal einen Zettel da gelassen, was total Wesley-Untypisch gewesen war. Es musste etwas schreckliches passiert sein. Und dann waren da noch die alten Erinnerungen die den attraktiven Jungen plagten. Er vermisste seine alten Freunde sehr. Chelsea, Blake, Evan.. Aber man meisten fehlte ihm Savannah, sie war damals seine erste Freundin gewesen, er vermochte nicht zu sagen, dass er noch etwas für sie empfand, zumindest nicht so, wie er es als Teenager gefühlt hatte, aber die Erinnerungen blieben, für ihn waren sie alle seine besten Freunde, die er - nach Wesley - schon fast zu seiner Familie gezählt hätte.
Dieser fürchterliche Virus hatte ihm alles genommen was ihm lieb gewesen ist. Nur Wesley war bis dato immer an seiner Seite. Bis dato. Ja. Jetzt war das allerdings auch anders.

Er richtete sich auf und blinzelte in die Sonne, nahm einen großen Schluck aus seiner, nun randvollen, Wasserfalsche und verzog traurig seine Mundwinkeln. Er würde sie finden. Alle. Koste es was es wolle. Er würde bis auf's letzte Tropfen Blut um sie Kämpfen.