Kleine Lichtung mit Bächlein

Sarina hatte sich nicht bewegt, hoffte sie zumindest. Dennoch zuckte sie fast zusammen, als sie Cyrus' Hand spürte. Nach einem ersten Schrekmoment genoss sie jedoch das Gefühl, das seine Berührung verursachte.

Plötzlich merkte die junge Frau jedoch, dass er sich anspannte, dass irgendetwas sich verändert hatte, nicht mehr stimmte. Ihr Magen zog sich angstvoll zusammen.
Was hat sich geändert? Gerade schien doch noch alles in Ordnung zu sein..

"Was...was...ist passiert?.... Wo....bin....ich?....Wie....heißt....du?...Was....hab....ich....getan?"

Sie zog scharf die Luft ein, das hatte sie nicht erwartet, nein, gar nicht, sie hatte nicht einmal ansatzweise damit gerechnet.
Mit einem Ruck wandte sie sich, so, wie Gott sie geschaffen hatte, zu ihm um, und funkelte ihn aus ihren graublauen Augen mit einer Mischung aus Entsetzen, Unglauben, Zorn und Schmerz an.

"Ist das...? Du willst mir sagen, dass...? WAS...?"

Sie war verletzt. Was geht in diesem Mann vor? Will er mir weismachen, er erinnert sich nicht? An GAR NICHTS? Die junge Frau verstand die Welt nicht mehr. Es fehlte nicht viel, und sie würde zu ihrer alten Gewohnheit zurückkehren, davonlaufen und nichts an sich heranlassen. Cyrus würde ihr einiges zu erklären haben.

Ihr Reaktion und ihre Wut erschreckten Cyrus. Gleichzeitig wusste er, dass er ungewollt der jungen Frau sehr weh getan hat. Er schaute an ihr herab und hinauf, vage Erinnerungsfetzen heraufbeschwörend.

Ich kann mich nicht erinnern. Ich kann die Erinnerungen die ich habe nicht greifen. Wie heißt sie?

Cyrus bekam Wut und Hass auf sich selbst. Auf seine Unfähigkeit sich zu erinnern. Er schaute der Frau ins Gesicht, die Anstrengung sich zu Erinnern sichtbar. Unfähig ihrem Blick stand zu halten, schaute er nach unten. Er bemühte sich, nicht in Tränen auszubrechen.

"Du...du...heißt...S...Sar..."

Es gelang ihm einfach nicht, sich an ihren Namen zu erinnern. Voller Wut rammte er eine Faust mit aller Kraft in den Boden. Der Boden bestand jedoch aus lockerem Erdreich und der gewünschte Schmerz blieb aus. Cyrus bemerkte ein Messer in der Nähe. Er griff es sich, umfasste die scharfe Klinge und drückte zu.

Als die kunge Frau ihn weiterhin anstarrte und auf seine Antwort wartete, konnte sie sehen, dass Cyrus in der Tat wohl unter Gedächtnisschwund litt. Viel Verständnis konnte sie dafür jedoch nicht aufbringen - er wusste ja noch nicht mal mehr ihren Namen! Cyrus senkte seine Blick, und schien Tränen nur mühevoll aufhalten zu können.
In Wortfetzen brachte er heraus:

"Du...du...heißt...S...Sar..."

Zuerst dachte sie, seine Erinnerung käme zurück, doch als er abbrach, wurde sie herb enttäuscht. Ihre Enttäuschung und ihr Zorn sowohl auf ihn als auch auf sich, dass sie naiv genug gewesen war, zu denken, sie würde einmal auf einen normalen Menschen treffen, kehrten mit voller Wucht zurück.
Auch Cyrus schien wütend zu sein, auf seine Erinnerungslücken. Er rammte die Faust in den Boden. Geschieht ihm recht!, dachte sie, Er hat jeden Grund auf sich selbst wütend zu sein!
Als Cyrus jedoch zu einer Klinge griff und zudrückte, wusste sie, dass er nicht in den Boden geschlagen hatte, um Zorn abzubauen, sondern um sich selbst zu verletzen.

"Also jetzt reichts!", fauchte sie ihn an. In einem Wutanfall hebelte sie die Klinge aus seiner Hand und fuhr fort: "Wenn du ein Emo bist, dann wirst du schleunigst damit aufhören, solang du dich in meiner Gesellschaft befindest. Spar dir deine Kräfte lieber für den Moment auf, in dem du angegriffen wirst und sie wirklich brauchst! Wenn du willst, dass sich einer von uns besser fühlt, wäre es besser, du fängst an über das Warum und Wieso deines Gedächtnisschwundes zu reden - aber das hier (sie hielt das Messer vor seinen Augen hoch) hilft keinen weiter!"
Mit diesen Worten schmiss sie Klinge in die hinterste Ecke des Unterschlupfes hinein.

Ihr fauchen, verbunden mit dem Schmerz als ihm das Messer entwendet wurde, verbannten Wut und Hass. Die Erinnerung kam noch nicht wieder, aber die Leere die in Cyrus entstand, half ihm, sich zu sammeln. Die Frau hielt das blutige Messer vor seine Augen und belehrte ihn, dass Selbstverletzung keine Lösung ist. Dass sie ihn als Emo betrachtete, erschütterte Cyrus. Beschämt ließ er den Kopf sinken. Er sammelte all sein Selbstvertrauen, um sich zu entscheiden, ihr seine Vergangenheit zu erzählen. Eine Vergangenheit, so bitter, dass sie ihn zu unpassendsten Augenblicken einholte.

Seine blutende Hand ignorierend begann Cyrus leise zu reden.

"Ich bin kein Emo. Und ich fürchte, ich weiß, was Schuld an meinem Gedächtnisschwund hat."

Cyrus holte tief Luft.

"Du weißt, dass jeder seit Ausbruch des Virus schlimme Erlebnissen gesammelt hat. Ohne selbst verherrlichend oder egoistisch zu sein, bin ich mir sicher, dass ich das Schlimmste von allem erlebt habe. Als damals der Virus ausbrach, befand ich mich auf einem Überlebenstrip. Die Erwachsenen waren alle schon tot, als ich davon erfuhr. An dem Tag bin ich in ein kleines Dorf gekommen. Es war einsam und verlassen, ich wunderte mich wieso. Die Zeitungen hatten mir dann den Grund verraten. Ich dachte an meine Mutter und meinen Bruder, welche ich vor vielen Jahren verließ. Also entschloss ich mich, meinen Bruder suchen zu gehen. Bevor ich den Ort verlassen konnte, kam eine Gruppe Kinder. Ich nahm an, dass sie mir vielleicht noch mehr erzählen konnten. Leider hatten sie nur eins im Sinn: sie wollten mich ausrauben, wenn nicht sogar töten. Es gelang mir die Flucht, aber die Spuren trage ich noch heute."

Er hielt inne, nicht aussprechend, dass er sich auf seine Narbe im Gesicht bezog.

"Viele Wochen irrte ich durch die Wälder und traf dann auf ein junges Mädchen. Sie wahr freundlich, nett...hübsch...wir verstanden uns..."

Cyrus bekam einen Kloß im Hals, nur mit Mühe zwang er sich, weiter zu reden.

"Es war Xea. Mein Glück. Mein Stern. Meine Liebe. Viele Monde verbrachten wir zusammen. Ich wurde ein Teil ihres Tribes und am Ende heirateten wir. Es waren schöne Zeiten. Noch schöner wurden sie, als unsere Tochter Ewai, mein Engel, geboren wurde.....einige im Tribe witzelten, dass der Falke auf seine Häsinnen aufpasst..."

Vereinzelte Tränen begannen an seinem Gesicht hinab zu rollen, als er sich erinnerte und die junge Frau daran teil haben ließ.

"An einem verhängnisvollen Tag hatte ich unser Camp verlassen, um einige Tiere zu erjagen. Als ich zurückkam..."

Cyrus schluckte hörbar.

"Erst roch ich nur Rauch, dann sah ich ihn über unserem Camp aufsteigen. Als ich am Camp war, sah ich nur abgebrannte, noch rauchende Hütten. Viele meiner Freunde waren erschlagen. Voller Panik rannte ich zur meiner Hütte, ahnend, dass etwas schlimmes passiert ist."

Die Tränen flossen nur aus seinem Gesicht, aber er fuhr dennoch fort.

"Ich fand meine Häsinnen...sie...es...war grausam.....Xea...Xea..."

Cyrus schniefte.

"Sie lebte noch, hielt Ewai in ihren Armen. Ich konnte nichts tun! Ich konnte gar nichts mehr tun!"

Seine geröteten Augen richtete er auf Sarina, um Verständnis und Verziehung bittend.

"Ihre letzten Worte...sie....'Du wirst unglücklich sein, aber wieder Glück finden, wenn du es zulässt' und sie starb in meinen Armen.....Ich begrub sie und fand die Schuldigen...ich....ich....Rache und blinder Hass kann grausam sein.... Ein Mann sollte niemals Gleiches mit Gleichem vergelten, doch habe ich es getan..."

Er ließ den Kopf hängen und war sich bewusst, dass das Geständnis die junge Frau schockieren, ängstigen würde und sie vermutlich daraufhin einfach flieht.

"Es ist unverzeihlich..."

Plötzlich kehrte seine Erinnerung an das, was in den letzten Stunden passiert ist, wieder.

"....Sarina....Und wenn es vielleicht nicht viel bewirkt oder mich unter Umständen noch mehr ins Abseits bringt....ich war vorhin vielleicht nicht ganz ich selbst, aber es war echt. Ich weiß nicht, inwieweit ich bereit für eine Beziehung bin...wenn du mir diese kleine Chance gewährst, werde ich sie dankbar nutzen."

Cyrus verstummte, sämtliche Kraft schien ihm entschwunden. Er spürte den Schmerz in seiner Hand, das tropfende Blut, und wartet auf das Unvermeidliche.

Und da wird sie hingehen, die Chance, wieder gesund zu werden. Die Chance, meine Vergangenheit aufzuarbeiten und zu vergessen.

Sie hatte eigentlich nicht erwartetm dass er ihr tatsächlich erzählen würde, was ihm widerfahren war. Als er dann zu erzählen begann, hörte sie ihm aufmerksam zu. Sie versetzte sich in ihn hinein, erlebte mit ihm, was er durchgemacht hatte. Ihr Zorn verflog so schnell, wie er gekommen, fühlte, was er hatte fühlen müssen, als er realisierte, dass der Virus ausbegrochen war und ihm den Boden unter den Füßen weggezogen hatte. Litt mit ihm, als er sich auf die Suche nach seinem Bruder begab und von einer Gruppe Kindern angegriffen wurde. Fühlte die Freude und Zuversicht, die Liebe zu dem Mädchen. Ahnte, was er für sie, Xea, empfunden hatte und freute sich mit ihm über die Geburt seiner Tochter. Ging mit ihm auf die Jagd und fand das Camp wie er niedergebrannt wieder auf. Zerbrach, wie er zerbrochen sein musste, als er seine Frau sterbend auffand, und fühlte den unbändigen Zorn auf die Verursacher. Rächte sich mit ihm für das Geschehene..

Sie konnte keinen Zorn oder Hass mehr auf ihn empfinden, zu erschlagen war sie von den Geschehnissen. Zu entsetzt darüber, wie furchtbar die Welt ihm mitgespielt hatte.

Sie hatte ihn die ganze Zeit über angesehen, als er erzählt hatte, hatte nicht bemerkt, dass auch ihr Tränen über die Wangen gelaufen waren. Ihr Herz war wieder erweicht, das Bollwerk, das sie darum aufgebaut hatte, um sich vor weiterem Schmerz zu schützen, war weg, zusammengebrochen im Laufe seiner Erzählung.
Als er damit schloss, dass das mit ihr Erlebte echt gewesen war und er zwar nicht wusste, inwieweit er sich auf sie oder eine Beziehung mit ihr einlassen konnte, es aber versuchen wollte, konnte sie nicht anders. Sanft streckte sie ihre Hand nach ihm aus, fuhr ihm über seine Wange und strich ihm die letzten Tränen weg, ließ seinen Blick dabei nicht los. Vorsichtig, teilweise auch unsicher, beugte sie sich zu ihm und gab ihm zärtlich einen Kuss.
Dann setzte sie sich aufrecht hin, suchte Verbandszeug in ihrem Rucksack und meinte: "Dann sollten wir es versuchen. Aber zuerst werden wir mal sehen, wie wir deine Hand versorgen können."

Dieser Mann hatte sie in seinen Bann gezogen, ohne es zu wollen, hatte er etwas in ihr berührt. Und sie war nicht mehr fähig, sich dem länger zu entziehen, auch wenn sie nicht wusste, wohin das sie beide führen würde.

"Dann sollten wir es versuchen."

Sarina's Worte hallten in seinen Ohren wider. Es verblüffte ihn, wie sie reagierte. Er hatte nicht damit gerechnet. Ihm entfuhr ein leises "Danke". Ihre Fürsorge ließ ihn erröten, während er zusah, wie sie nach Verbandszeug suchte.

Ein besonders stechender Schmerz zog seine Aufmerksamkeit auf seine Hand. Er untersuchte sie vorsichtig und sprach:

"Zum Glück ist die Wunde nicht tief. Aber ich...wir...sollten sie säubern...kannst du bitte dahinten etwas herholen."

Detailliert beschrieb Cyrus ihr welche Behältnisse er benötigte. Anschließend versuchte er sich an einem Witz, auch wenn es ihm nur mit Mühe gelang, zu lächeln.

"Aber das Messer war keins von mir. So stumpf wie es ist..."

Sarina hörte auf, in ihrem Rucksack zu kramen, und ging in den Unterschlupf, um die Behältnisse, nach denen Cyrus fragte, zu holen. Sie war erleichtert zu hören, dass die Wunde nicht tief war. Sie würde schnell heilen, soweit sie sich nicht entzündete. Aber dafür waren ja die Inhalte seiner Behältnisse hier. Wenn es nur nicht schon dämmern würde, dann könnte ich hier mehr sehen..

Wieder zurück, schien sich Cyrus tatsächlich an einem Witz zu versuchen.
Sie unterdrückte sowohl einen Anflug von Ärger als auch ihre Belustigung.
"Das wird wohl eher dein Glück gewesen sein, dass du von den beiden das ungeschliffene erwischt hast - sonst wäre wohl mehr passiert."

Geduldig half sie ihm die Wunde zu versorgen. Dann meinte sie: "Du solltest dich hinlegen, morgen können wir entscheiden, ob wir hierbleiben oder weiterziehen. Leg dich ruhig hin, ich übernehme die erste Wache. Ich bin noch gar nicht müde, und zusammenräumen kann ich dann auch."

Gerne hätte sie die Anfänge dieser Beziehung, einer Sache die Sarina noch so völlig neu war, erst einmal genossen, aufs Neue seine Nähe gesucht. Doch jetzt galt es zuerst, dafür zu sorgen, dass sie in Sicherheit waren. Sie würde keinen Widerspruch seitens Cyrus dulden, hatte er sich ja verletzt, und auch wenn die Wunde nicht allzu schlimm war, im Schlaf ging der Heilprozess am Schnellsten vonstatten.

Cyrus genoss es, wie Sarina seine Verletzung behandelte. Die Behandlung war schmerzhaft, doch es war wichtig zu vermeiden, dass die Wunde sich entzündet.

Ihr Vorschlag, dass er sich hinlegen solle und sie die erste Wache übernahm, traf nur teilweise auf Verständnis. Vorsichtig äußerte er sein Widerspruch.

"Ich denke nicht, dass ich dir widersprechen darf. Der Tag heute war mehr als kräftezehrend für mich. Doch denke ich nicht, dass jemand unbemerkt hierher kommen wird. Du kannst also beruhigt mit Schlafen gehen."

Er lächelte traurig und legte sachte eine Hand um ihre Schulter.

"Kannst mir da vertrauen, sonst hätte ich alleine nicht solange überlebt."

Die junge Frau registrierte seinen Widerspruch. Im Zwiespalt mit ihren Gefühlen und ihrem ausgeprägten Bedürfnis nach Sicherheit überdachte sie seinen Vorschlag.

Ich denke, ich kann ihm vertrauen, wenn er sagt, hier kommt niemand unbemerkt her. Aber die Zeiten sind dennoch unsicher. Ob ich es riskieren kann, mich mit ihm schlafen zu legen?

Sie suchte seinen Blick, ihre Sehnsucht nach seiner Nähe war groß. Sie konnte es gar nicht fassen, erst heute war sie ihm begegnet und doch existierte bereits jetzt eine solch große Vertrautheit zwischen ihnen. Es stimmte, nach Jahren, in denen sie nicht bereit gewesen war, sich auf andere einzulassen und ihnen zu vertrauen, hatte gerade dieser Mann es geschafft, ihre Schutzmauern zu durchbrechen. Warum konnte sie nicht sagen, nur, dass es sich so verhielt. Also gab sie nach, vertraute ihm auch in diesem Punkt.

"Okay, dann will ich dir mal Glauben schenken.", sagte sie lächelnd.

Gemeinsam räumten sie ihren Lagerort auf, zum Schluss knotete Sarina ihr Fell vom Rucksack wieder ab und schüttelte es aus. Sie hatte es noch von ihrem Vater, es war groß genug, auch zwei Menschen als Zudecke oder bequeme Unterlage zu dienen. Damit ging sie in den Unterschlupf, unsicher diesmal. Sie wusste nicht recht, wie sie sich verhalten sollte. Doch es stand fest, dass sich in Cyrus' Gesellschaft unglaublich wohl fühlte. Sie legte sich dort nieder, wo auch er es sich schon bequem gemacht hatte, und kuschelte sich wohlig in seine Arme. Er roch nach dem Harz der Wälder und nach dem Rauch des Feuers. Glücklich seufzte sie: "Gute Nacht, träum was schönes." Mit seinem Duft in der Nase ließ sie diesen Tag, der so anders verlaufen war, als sie jemals gedacht hätte, vor ihrem inneren Auge noch einmal Revue passieren und glitt schließlich hinüber in die Welt der Träume.

Sarina legte sich zu ihm, kuschelte sich in seine Arme. Instinktiv hielt Cyrus sie nah an sich. Genoss ihre Wärme während ihn ein angenehmes Glücksgefühl durchlief.

Ich weiß nicht, ob es richtig ist. Ich weiß nicht, wo es uns hinführt. Ich hoffe nur, dass meine Rettung mich gefunden hat...

Er spürte und hörte wie seine neue......ja, Liebe.....einschlief. Er strich sanft durch ihr Haar, roch ihren Duft, der ihn an Sommer-morgen erinnerte. Der Duft, der entstand, wenn es kurz zu vor noch geregnet hatte.

Langsam überkam ihn auch die Müdigkeit und er schlief ein.

...


Mitten in der Nacht wurde Cyrus wach. Es war kein Gefühl der Bedrohung das ihn weckte, eher ein Gefühl, dass etwas Bedeutsames bevorstand. Vorsichtig löste er sich von Sarina, bemüht, sie nicht zu wecken. Er fluchte leise, als er sich versehntlich auf seiner verletzten Hand abstützte. Ungehört kroch er zum Eingang und schaute behutsam raus.

Was er entdeckte, verschlug ihm die Sprache. Die kleine Lichtung war in helles Mondlicht getaucht. Die Sterne glitzerten, einer heller als der andere. Glühwürmchen tanzten über die Fläche. Und nur wenige Meter entfernt grasten einige Pferde.

Cyrus kroch zurück zu Sarina, streichelte und küsste sie sanft, um sie zu wecken. Damit sie auch dieses wunderschöne Bild sehen konnte.

Sarina träumte. Einen schönen Traum. Sie war geborgen, in jemandes Arme, jemand, dem sie ebenso wichtig war wie er ihr. Sie spürte sanft seine Hände, die sie streichelte, seine Küsse, um sie zu wecken.

Bis ihre Erinnerung einsetzte. Das war kein Traum, das war die Realität.
Das Glückgefühl, das sie verspürte, wurde intensiver, sie lächelte im Halbschlaf und ließ sich langsam von Cyrus wecken.

"Hmm...? Was ist denn?", murmelte sie leise kurz bevor sie die Augen aufschlug. Cyrus sah sie an, sein Blick strahlte etwas aus, doch sie konnte nicht genau sagen, was. Wärme war erkennbar, Freude, und auch eine Gewisse Aufregung. Neugierig geworden schüttelte sie den Restschlaf ab und richte sich auf, gespannt darauf, was er ihr wohl zeigen wollte.

Zärtlich berührte Cyrus ihre Lippen mit einem Zeigefinger, sie stumm bittend, ebenfalls still zu sein. Sanft zog er sie hinaus ins Freie.

Der Mond schien noch heller als vorher zu scheinen, ebenso waren es mehr Glühwürmchen. Die Pferde hatten sich zum Bach begeben um zu trinken.

Seine Arme um Sarina gelegt zeigte er ihr was er entdeckt hatte. Zeigte ihr das kleine Fohlen, das auf einmal auftauchte. Er lies sich auf die Decke nieder, die er kurz vorher noch hinaus gelegt hatte, und zog seine Liebste mit sich. Eng aneinander gekuschelt zeigte ihr einige der Wunder dieser Nacht. Zeigte ihr die Sternbilder wie das Kreuz des Südens, Pfau und Phönix.

Cyrus fühlte sich wie in einem Traum und genoss diesen besonderen Moment, in der Hoffnung, dass dieses Wunder Sarina ebenso begeisterte wie ihn.

Sie folgte seiner stummen Bitte, und ließ sich von ihm still ins Freie ziehen. Sie konnte trotz tiefster Nacht viel sehen, der Mond war voll und beleuchtete die ganze Lichtung.

Cyrus hatte wohl vorher eine Decke für sie beide ausgelegt, Sarina begann Seiten an ihm zu entdecken, die sie nie zuvor bei einem anderen Menschen gesehen hatte. Er war so liebevoll, so fürsorglich. Sie wurde von der Schönheit dieses Moments umgeworfen, betrachtete die Silhouetten der Pferde, lächelte ob des stacksigen Gangs des Fohlens und genoß die Natur bei Nacht.

In seinem Arm ließ sie sich die Sternbilder der Nacht zeigen und von ihm erklären, ein paar kannte sie zwar schon, doch sie genoß den Moment viel zu sehr, um ihn zu unterbrechen.

Unter seiner Schale verbirgt sich ein waschechter Romantiker. Auch wenn ich nicht sonderlich viel für Kitsch oder gar Romantik über habe, so hat er doch genau den Punkt getroffen, der mich immer wieder fasziniert: die unberührte Natur.

Lange waren sie dort gesessen und hatten leise geredet. Dann und wann hatte Sarina schmunzelnd, manchmal sogar lachen müssen. Sie konnte sich an ihr letztes Lachen gar nicht mehr erinnern, doch sie speicherte diesen Moment tief in ihrem Inneren, wollte ihn nicht mehr vergessen.
Die Pferde waren schon längst weitergezogen, ein leichter Wind kam auf. Fröstelnd drückte sie sich noch näher an Cyrus. "Wollen wir nicht lieber wieder in den Unterschlupf?"

Cyrus spürte, wie es ihr kalt wurde. Er selber fror nicht. Ihm war im Gegenteil sogar etwas zu warm. Daher entschied er sich für eine Kompromisslösung und sprach leise.

"Ich schlage vor, wir schlafen diese Nacht hier draußen. Ich geh schnell die Decken holen und entfache das Feuer neu."

Er küsste sie auf die Nasenspitze und verschwand kurz im Unterschlupf. Anschließend hüllte er Sarina in eine Decke ein. Gab ihr zärtlich eine Kuss und machte sich daran, das Feuer neu zu entfachen.

Während er beschäftigt war, fing er leise unbewusst mit dem Singen einer alten indianischen Weise an.

Sarina kuschelte sich in die Decke, in die Cyrus sie so fürsorglich eingewickelt hatte und sah zu ihrem .. ihrem Partner, ihrem Freund. Warm lag ihr Blick auf ihm, folgte seinen ruhigen Bewegungen. Er hatte zu singen begonnen. Sie konnte nicht einordnen, was genau es war, aber es gefiel ihr. Es erinnerte sie an andere Zeiten, Zeiten, in denen sie nicht soviel Leid und Schmerz bei anderen Menschen gesehen oder auch selbst erlebt hatte.

Sie legte sich hin, mit dem Gesicht zur Feuerstelle, sie liebte es zu sehen, wie die Flammen ihr Eigenleben entwickelten und die Umgebung in ein warmes Licht tauchten. Als Cyrus sich zu ihr gesellt hatte und sie fest in seinem Arm hielt, blickte sie weiterhin in die tanzenden Flammen.

"Was hast du eben gesungen?", fragte sie ihn neugierig. "Das war wunderschön.."

Dicht an Sarina geschmiegt spürte er ihre Wärme, sog ihren Duft ein und genoss einfach die Nähe und das Geräusch der knisternden Flammen.

Es dauert einen Moment, bis er ihre Frage beantwortete.

"Das Lied....war eine indianische Weise die..."

Ein Kloß in seinem Hals ließ ihn verstummen. Er drückte sein Gesicht an ihre Schulter und konnte nicht ganz vermeiden, dass einige Tränen seine Augen verließen. Mit rauer Stimme sprach er weiter.

"...die mir Xea beigebracht hatte. Grob gesagt wird in dem Lied eine Geschichte erzählt, in der ein Falke zwei Häsinnen, Mutter und Tochter, fand. Für sie Mann und Vater wurde. Ihr Beschützer war. Bis ans Ende der Zeiten."

Cyrus verstummte, hoffte, dass er die Stimmung nicht zerstört hat.

Aber sie hatte gefragt. Eine Antwort erwartet.

Er wusste, dass ihn so schnell nichts seine Erinnerungen vergessen lassen konnten. Was er gesagt hatte, hatte er nun gesagt. Es blieb ihm nur zu hoffen, dass Sarina es nicht missverstand.

"Oh...", flüsterte sie betroffen, als sie seine Antwort vernommen hatte. Sarina war ihm jedoch dankbar für seine ehrliche Antwort. "Tut mir Leid, dass ich gefragt hab..", fügte sie hinzu. Sie drehte sich um, hatte seinen Tonwechsel vernommen und suchte nun seinen Blick, um sich zu vergewissern, dass soweit alles in Ordnung war. Die junge Frau entdeckte erneute Spuren von Tränen auf seinem Gesicht. Ihre Augen wurden dunkel vor Kummer, vor Mitgefühl. Sanft fuhr sie ihm über die Wange.

"Ich weiß, es ist nicht leicht für dich, darüber zu sprechen. Vermutlich wird es das nie sein. Aber ich danke dir für deine ehrliche Antwort."

Sie zog ihn in ihre Arme, küsste ihn und streichelte ihm sanft über seinen Rücken.
"Wenn du reden willst - ich höre dir jederzeit zu.."

Ihre Worte, ihre Wärme und ihre Berührung beruhigten ihn. Er erwiderte sehnsüchtig ihren Kuss.

"Ich kann nicht anders Antworten. Ehrlichkeit hat mich bisher am Leben gehalten. Doch habe ich im Moment nicht die Kraft, um mehr über meine Vergangenheit zu reden. Bitte halte mich..."

Cyrus entspannte sich in ihren Armen, gab sich ganz ihrer Nähe, ihrer Wärme und ihrem Geruch hin. Ihr ruhiger Herzschlag beruhigten ihn, ließ ihn Geborgenheit und Sicherheit spüren. Er küsste sie zärtlich, wie um ein angenehmes Gefühl in den Schlaf zu nehmen, und schlief ein.

Die junge Frau hielt Cyrus fest in ihren Armen, sie hatte im Moment nicht das Bedürfnis, mehr von seiner schlimmen Vergangenheit zu erfahren. Sie hatte vorerst genug gehört, wollte ihm die Vergangenheit nicht noch präsenter machen, als sie eh schon war.

Sie musste lächeln, als er begann, ruhiger zu atmen, sich zu entspannen. Es war Zeit dass, Cyrus wieder glücklichere Tage erlebte, und wie es aussah, begannen sie schon jetzt, mit ihr. Doch auch sie konnte sich nicht mehr gut an solch schöne Momente erinnern, vielleicht würden sie diesmal länger andauern als ihre letzten. Mit der Zeit schien er einzuschlafen. Er hielt sie warm, vermutlich ohne dass es ihm bewusst war, und beruhigte auch sie, gab ihr Zuversicht für die Zukunft. In Träumereien von anderen Zeiten versunken, in der sich alle Übriggebliebenen ein neues, lebens- und liebenswertes Zuhause aufgebaut hatten, glitt auch Sarina mit der Zeit in den Schlaf.

...

Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten sie an der Nase, weckten sie sanft aus einem ruhigen und erholsamen Schlaf. Sie schlug die Augen auf, Cyrus lag noch immer in ihrem Arm. Sein Atem ging ruhig, vermutlich schlief er noch. Vorsichtig löste sie ihre Umarmung und stand leise auf. Die junge Frau streckte sich der Sonne entgegen, begrüßte freudig den neuen Tag.

Das Feuer war im Lauf der restlichen Nacht heruntergebrannt, nur Kohlen waren noch geblieben. Doch sie glühten noch, also machte sie sich daran, das Feuer wieder anzufachen. Dann ging sie zu ihrem Rucksack und suchte die Früchte heraus. Es war zwar ein karges Früstück, doch besser als nichts. Das Dörrfleisch wollte sie lieber für schlechtere Zeiten aufheben. Sie ging mit ihnen zum Bach, wusch die Früchte und anschließend auch sich, und ging danach wieder zurück zu ihrem Lagerort. Das Feuer war mittlerweile wieder in Gang, Cyrus schien immer noch zu schlafen, oder döste er? Sie legte die gewaschenen Früchte auf eines der Brettchen ab.

Das werden wir ja gleich wissen.., schmunzelte die junge Frau.

Schnell legte sie noch ein paar Holzscheite nach und wandte sich lächelnd zu Cyrus um. Sie ging neben ihm in die Hocke, strich ihm sanft über die Haare, gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Cyrus..? Bist du wach? Es gibt Frühstück.." Ein paar Tropfen lösten sich von ihren noch nassen Haaren und fielen ihm ins Gesicht.

Cyrus schlief, wie er lange nicht mehr geschlafen hatte. Manch einer würde es einen Schlaf der Gerechten nennen. Es plagten ihn keine Alpträume. Er träumte zuerst überhaupt nicht, bis ihm war als ob er auf einer Lichtung lag. Sterne über ihn. Ein Komet am Horizont. Er folgte dem Kometen, durchquerte Täler, bestieg Berge. Immer auf der Suche. Aber wonach? Im nächsten Moment war es heller Tag. Die Sonne blendete ihn, doch konnte er den Kometen noch sehen. Cyrus folgte der Richtung weiterhin.

Vereinzelte Wolken zogen auf. Es sah nach Regen aus und so verwunderte es ihn nicht, als er plötzlich Tropfen auf seinem Gesicht spürte. Aber über mir ist doch keine Wolke...

Der Traum verschwand und Cyrus wachte langsam auf. Er öffnete die Augen. Was er erblickte, flößte ihm im ersten Augenblick Angst ein. Dann erinnerte er sich. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Wärme vor Glück durchflutete ihn. Vorsichtig zog er Sarina's Kopf mit seiner verletzten Hand zu sich und küsste sie liebevoll.

"Guten Morgen...Schatz."

Sanft blickte sie ihn an, er gefiel ihr, wenn er gerade am Aufwachen war, so halb verschlafen, langsam begreifend.

"Guten Morgen...Schatz."

Schatz... Oh je... Schatz...

Sarina wusste sie nicht recht, was sie von dem Wort halten mochte. Klar, es war ein Kosewort, und dergleichen war vermutlich Teil einer Beziehung. Aber auch wenn sie dafür Verständnis aufbrachte, dass man seinen Partner mit Kosenamen ansprach...musste es gerade 'Schatz' sein? Sie war eine Löwin, stürzte sich in jeden Kampf, wenn er unvermeidbar war, sie wollte nicht zu einem Kätzchen verniedlicht werden - auch wenn sie Cyrus wirklich mehr als gern hatte.

Vorsichtig räusperte sie sich. "Ähm, dir auch einen guten Morgen... Hm... Cyrus? Ich... Äh..." Sie brach ab, unsicher wie sie das formulieren sollte. Sie suchte seinen Blick, und setzte schließlich mit neuem Mut an. "Cyrus, ich will ja nichts sagen, ich freu mich ja, dass... dass du mir einen Kosenamen verleihst... Aber willst du vielleicht nicht eher einen anderen wählen? So etwas wie Sar oder so? Als Abkürzung für meinen Namen? Das Wort Schatz... naja... dabei fühle ich mich wie ein kleines hilfsbedürftiges Wesen..."
Wenn sie gegen Anfang noch zögerlich gesprochen hatte - gegen Ende war Sarina immer schneller geworden. Nun blickte sie ihn zerknirscht an, hoffte ihn nicht vor den Kopf gestoßen oder - schlimmer noch - verletzt zu haben. Hoffte, dass er ihren Beweggrund verstand.

Cyrus lächelte als ihm, wenn auch etwas schwerfällig, dieses Wort von den Lippen ging.

mein Schatz...

Doch Sarina schien plötzlich etwas Abstand zu nehmen. Als hätte er etwas verletzendes gesagt. Geduldig hörte er ihr zu, spürte, wie sie aufgeregter wurde während sie versuchte, ihre Reaktion zu begründen. Sie schaute ihn zerknirscht an. In dem Augenblick schien es ihm, als sähe er durch sie hindurch und in sie hinein. In ihr entdeckte er ein Wesenszug, der sich ihm Tags zuvor nicht offenbart hatte.

Cyrus nickte verständnisvoll, richtete sich etwas auf und ergriff ihre Hände. Er zog sie wieder zu sich heran. Tief in ihre Augen blickend antwortete er.

"Ich verstehe...es tut mir leid....und ich sehe jetzt...Schatz trifft nicht mal ansatzweise deinen Charakter, dein inneres Ich."

Er hielt kurz inne, überlegte seine Wortwahl und fuhr mit einem warmen Lächeln fort.

"Ich hoffe nur, dass dieser Bison nicht von seiner Löwin verschlungen wird."

Verblüfft lauschte sie seiner Antwort, ließ sie mehrmals in sich nachklingen, ließ die Botschaft sacken.. Beging den Fehler und stellte sich die Szene bildlich vor.
Sarina konnte sich nicht wehren, ein Lachen bahnte sich nach oben, begann zuerst in ihren Augen zu erstrahlen. Dann lachte sie Cyrus laut an, es war ein fröhliches Lachen, offen, frei. Sie hielt seinen Blickkontakt und ließ auch seine Hände nicht los, drückte sogar kurz fester zu, denn sagen konnte sie vorerst nichts.
Als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, versuchte sie möglichst ernst zu sagen:

"Das mit der Löwin könnte mir gefallen.." Sie küsste ihn, weniger sanft diesmal, mehr fordernd, und fügte dann noch immer schmunzelnd hinzu: "Komm, deine Löwin hat Hunger - lass uns jetzt frühstücken, was meinst du - werden wir beide von den Früchten dort satt?"
Dabei nickte sie mit dem Kopf in die Richtung des Brettchen, auf dem sie die Früchte vorher abgelegt hatte.

Schmetterlinge flatterten in seinem Bauch, als Sarina anfing, ungezwungen zu lachen. Nur mit Mühe konnte er Freudentränen unterdrücken. Er wollte nicht, dass sie dachte, dass er wieder von seiner Vergangenheit heimgesucht wurde. Sie fasste stärker zu und vergaß seine verletzte Hand. Doch lies er es sich nicht anmerken. Er gönnte ihr den Augenblick.

Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, fragte Sarina ihn wegen des Frühstücks. Er schaute zu dem Brettchen und erinnerte sich, dass noch etwas vom gestrigen Kaninchen da sein müsste.

"Ich denke, dass es reich wird. Wir haben noch etwas vom Kaninchen da, oder? Wobei...."

Cyrus schaute ihr wieder in die Augen, lächelte schüchtern und etwas verlegen.

"...der Bison möchte zwar Grasen, aber ihm schwebt im Moment ein besonders leckeres Frühstück vor....wenn die Löwin auch Appetit hat..."

"Hmm.."

Bei seinen Worten hatte sich eine Hitze in ihr ausgebreitet. Ihre Augen blitzten gefährlich auf, ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Nur zu gern kam sie seiner Bitte nach... Sie legte ihre Hände auf seine Brust und drückte ihn mit ihrem Gewicht wieder zurück auf den Boden, verschloss seinen Mund mit dem ihren...

...

Ihr Kopf lag in seinem Arm, sie hatte sich an ihn gekuschelt und strich gedankenverloren über seine Brust. Cyrus hatte sich die Früchte hergeangelt, die sie nun entspannt zu zweit frühstückten. Vermutlich war er ebenso zu faul, die Reste des Kaninchens zu holen wie sie. Aber auf Aufstehen hatte sie gerade definitiv keine Lust. Das Restfleisch konnte man ja immer noch wann anders essen.

Wie es jetzt wohl weitergeht? Ich schätze, er wird vielleicht immer noch seinen Bruder suchen, oder aber er hat die Suche schon aufgegeben.. Ich für meinen Teil möchte aber unbedingt die junge Frau finden, die mir bei meiner Flucht aus dem Technolager geholfen hat, und ihr danken. Und auch Eagle will ich sehen, ich muss wissen, dass es ihr gut geht, dort wo sie hin ist. Wir könnten uns ja zusammen auf die Suche machen.. Ob wir uns wohl auf eine Richtung einigen können? Wird er mich denn überhaupt begleiten wollen?

Bei dem Gedanken an eine möglicherweise negative Antwort seinerseits zog sich ihr Magen aus lauter Angst zusammen. Was, wenn Cyrus sich gar nicht für einen ihrer Wege erwärmen konnte? Aufgeben wollte sie ihre Ziele nicht. Und sich von Cyrus wieder zu trennen, nachdem sie sich eben erst gefunden hatten, daran wollte sie nicht ansatzweise denken. Natürlich wäre es schön, hier zu bleiben. Sie liebte den Wald. Hier war es sicher. Und jetzt war sie auch nicht mehr allein. Doch sie konnten ja immer noch hierher zurückkehren, sobald Sarina sicher war, dass es den anderen beiden gut ging.

Die junge Frau hörte auf, ihn zu verwöhnen und richtete sich ein Stückchen auf.
"Cyrus..?", sprach sie ihn an, suchte seinen Blick, "Wohin willst du eigentlich als nächstes gehen? Ich meine... weil du etwas von einem Bruder erzählt hast.. Auch ich suche jemanden, 2 Personen, um genau zu sein.. Ich glaube, dafür muss ich allerdings Richtung Stadt.."
Um Missverständnissen vorzubeugen, setzte sie noch schnell hinzu: "...und ich möchte nicht, dass sich unsere Wege wieder trennen!"